Kritische Analyse einer Masterarbeit: Visual Identity of the University of Art & Design Linz

Kritische Analyse einer Masterarbeit  || Tim Kirchner | CMS18 | Communication Design

Visual Identity of the University of Art & Design Linz

Master Thesis von Johana Tomková || Institut für Medien || Studienrichtung: Visuelle Kommunikation
Kunstuniversität Linz || 2017

Interview zu Social Media

12Interview mit Dietmar Muchitsch, Gründer & CEO von cloudthinkn – new media marketing

1. Warum teilen Menschen auf Instagram/Social Media?
Die Motive sind vielfältig. Ganz vorne dabei sind sicher Themen wie Gruppenzugehörigkeit, Selbstdarstellung, Kontaktpflege und ein gewisses Suchtverhalten (Selbstbestätigung). Um auch etwas positivere Motive zu nennen, würde ich auch Kreativität, Ausdruck und Wissenstransfer hervorheben.
2. Welche Nutzer-Arten (privat) gibt es?
Eine einfache Einteilung wäre die nach den Share-Motiven. Hierbei unterteilt man in den Altruisten (postet um Nutzen zu verbreiten), den Karrieristen (postet um persönlich/beruflich voran zu kommen), den Hipster (postet um seine Trend-orientiertheit zu zeigen oder Trends zu prägen), der Boomerang (postet hauptsächlich, damit andere auf ihn aufmerksam werden), der Connector (postet um neue Kontakte herzustellen) und der Selektive (postet um ein Image als indivitueller Geist zu prägen).
3. Nach welchem Prinzip werden Bilder ausgewählt?
Ein Großteil der Instagram-User orientiert sich nach meinem Empfinden an einer vorgegebenen Instagram-Ästhetik, die von einer verhältnismäßig kleinen Gruppe sehr reichweitenstarker Influencer geprägt wird. Diese Ästhetik unterliegt allerdings einem steten Wandel.
4. Gibt es ein „Rezept“ für ein gutes Foto?
Nein
5. Welche Bildtrends sehen Sie/haben Sie nachverfolgen können?
Ein Trend, von dem ich unlängst gelesen habe, bezieht sich direkt auf Instagram und die vorherrschende Bildästhetik und besagt, dass, getrieben von nachkommenden Instagram-UserInnen, ein Hinwenden hin zu mehr authentischen Bild- und Videoinhalten zu erkennen ist, ungeschminkt und filterlos, und dass dieser Content auch steigende Interaktionsraten erfährt.
6. Woran ermessen Sie den Erfolg eines Posts/Bildes?
Interaktionsrate, Shares, Kommentare, medienübergreifende Reaktionen
7. Gibt es eine (kreative) Problematik in der Wiederholung/der Kopie eines Motives/eines Bildes?
Klar, umso öfter ähnliche Motive wahrgenommen werden umso mehr stumpft der Einzelne für diese Motive ab. Ein Gutteil unseres Interesses entsteht durch Neuheit/Einzigartigkeit.
8. Welchen Unterschied sehen Sie zwischen privater und geschäftlicher Nutzung?
In Bezug auf was? Bei der Bildverwendung keine. Hier empfiehlt es sich auch für Unternehmensseiten auf die Eigenheiten der Plattformen zu achten und die Inhalte daran zu orientieren.
9. Welche gestalterischen Unterschiede gibt es gegebenenfalls?
Siehe 8. – keine.
10. Was ist Ihrer Meinung nach aussichtsreicher: eigener kreativer Content mit eigener Bildsprache
(nur auf Fotos bezogen), oder trendbasierte Motive und Fotografiearten?
Die Frage ist ja, inwieweit in Anbetracht einer weltumspannenden Plattform und der schieren Fülle an Inhalten, echte Individualität noch möglich ist. Wir alle sind aufgrund unseres intensiven Medienkonsums, so vielfältig beeinflusst, dass eine scharfe Trennung von Eigenem und Fremdgegebenem schwer zu machen ist. Allein es zählt der Wille.

Bilder interpretieren – Ja. Aber wie?

Bei der Beschäftigung und Untersuchung mit Fotos auf Social Media-Kanälen stellt sich bei der Bandbreite an Material die Frage wie dieses in Bezug auf Analyse, Interpretation und Auswertung behandelt werden soll. Klassische Bildinterpretationen wenden mehrstufige Systeme an, um verschiedene Aspekte des Bildes v. a. im Kontext mit Raum und Zeit und der Interpretation der dargestellten Artefakte zu beleuchten. Ein Beispiel dafür ist Erwin Panofsky, der eine Analyse nach hermeneutische Vorbild wie die Interpretationsmethode der Ikonologie, vollzieht.

Panofsky geht es in seinem Ansatz darum:  „… die chaotische Vielfalt menschlicher Zeugnisse in etwas zu überführen, das man Kulturkosmos nennen könnte.“ (Panofsky: Kunstgeschichte, S. 11). Bei diesem Versuch wird eine Ordnung hergestellt und jedes einzelne Bildelemente fokussiert und besprochen. Das Ordnen des Kosmos in den Geisteswissenschaften ähnelt dem Verfahren in den Naturwissenschaften und erfolgt in insgesamt drei Schritten:
1. Beobachtung und Prüfung
2. Dechiffrierung und Interpretation
3. Klassifikation

Diese drei Schritte lassen sich wiederum genauer untergliedern:

Nach Panofsky sind  wesentliche Aspekte eines Werkes Idee, Form und Gehalt. Während die ersten beiden durch formale und topologische Analyse erschließbar sind, ist entzieht sich der Gehalt, vor allem im Wandel von Zeit,  Kontext und Trend ein fixen Wertungskritik (v. a. im Bezug auf Bildern im Social Media-Kontext).  „Der Gehalt eines Werkes, so Panofsky ist die „Grundhaltung einer Nation, einer Epoche, einer Klasse, einer religiösen oder philosophischen Überzeugung […] in einem einzigen Werk verdichtet.“ (Jo Reichertz). Diese Art der Analyse ist vor allem bei bedeutenden Bildern mit historischem Gewicht interessant und erstrebenswert, da das Herauskristalisieren des „Gehalts“ vielschichtig und im Kontext mit der Traditionsgeschichte von abgebildeten Gegenständen vielseitig interpretiert werden kann (siehe Kniefall von Willy Brandt).

Allerdings lässt sich die aktuelle Bilderflut auf Instagram mit einer solchen Herangehensweise kaum bändigen. Die Fotos sind oft trivial und aufgrund ihrer starken Wiederholung ist die Frage nach dem „Gehalt“ eine andere als in der klassischen Bildinterpretation von bspw. historischen Momenten.

Eine anschaulichere und vergleichendere – design-lastigere – Analyse ist gerade im Experiment-Teil  wünschenswert.

The Power of Faces und andere Wichtigkeiten

Wer brav in Medientheorie aufgepasst hat weiß, dass wir für Gesichtserkennung ein eigenes Areal im Gehirn haben. Gesichtserkennung und die Deutung der Emotionen sind wichtige Fähigkeiten im beruflichen und privaten Alltag. Manch einer würde sogar sagen: „…that face perception is perhaps the most highly developed human visual skill.“ (Bakhshi et al. 2014).

Ästhetik, Messbarkeit und Kompositionselemente auf Instagram

Nachdem festgestellt wurde, dass es Nutzertypen mit eindeutigen Präferenzen bzgl. Themenauswahl und Motivation gibt, gilt es Gestaltungselemente und themenbezogene Gegenstände herauszufiltern. Anhand der optischen Wiederholungen wird klar, dass bei gewissen Motiven entsprechend einschlägige Objekte auftreten. Das einfachste Beispiel ist Food-Photography: kreisrunde Formen und Teller, Gläsern und weitere Besteckutensilien sind in nahezu jedem Bild enthalten. Der Hinter-/Untergrund ist meist monochrom gehalten, dem Tischmaterial entsprechende Braun- und Grautöne überwiegen. Anhand der genutzten Hashtags lassen sich die häufigsten Objekte herausfiltern und nachweisen.

Die digitale Echo-Kammer

„What we do is follow and share what we’re interested in.
But we ignore what we are not interested in.“

Social Media ist für nicht gewerbliche Nutzer überwiegend Zeitvertreib, Unterhaltung und Tool für Selbstgratifikation, News und Kommunikation. Das bedeutet, dass wir als Privatpersonen unsere Freizeit für dieses Medium hergeben. Naturgemäß beschäftigen wir uns gerne mit Dingen die uns gefallen und die uns interessieren. Entsprechend liken, sharen, senden und lesen wir Dinge welche unserem Interessenfeld entsprechen und vertiefen dieses indem wir die zugehörigen Inhalte konsumieren.

Wer bin ich? Warum mache ich das?

Instagram wird als Social Media-Plattform jährlich größer und bedeutender und hat Facebook als wichtigstes Netzwerk unter jungen Leuten längst abgelöst, obwohl Instagram 2012 von Facebook aufgekauft wurde. Von einer einfachen Image-Plattform mit klaren Einschränkungen (1:1-Seitenverhältnis für Fotos, statische Filter) wurde die App um zahlreiche z.T. trendweisende Features erweitert (Stories, Insta-TV, animierte Filter) und wird aktuell von etwa einer Milliarde Usern regelmäßig genutzt.

Was treibt Menschen dazu an Bilder und Geschichten in sozialen Netzwerken mit Freunden und zum Großteil uneingeschränkt mit fremden Personen zu teilen? Entspricht die digitale Darstellung des Selbst dem „echten“ Selbst, welches im Alltag zum Ausdruck kommt? 

Wer bin ich? Was mach ich? – Selbstdarstellung und Authentizität im 21. Jahrhundert

 

Generisches Naturbild
Austauschbare Hutfotos vor Naturkulisse

 

Digitalisierung beeinflusst und durchdringt fast alle Bereiche unseren Alltags/Lebens. Ich möchte mich mit einem Teilbereich der Digitalisierung widmen: Social-Media-Plattformen. Genauer noch mit den Arten der Selbstdarstellung die Nutzer dort vornehmen.