Wer bin ich? Warum mache ich das?

Instagram wird als Social Media-Plattform jährlich größer und bedeutender und hat Facebook als wichtigstes Netzwerk unter jungen Leuten längst abgelöst, obwohl Instagram 2012 von Facebook aufgekauft wurde. Von einer einfachen Image-Plattform mit klaren Einschränkungen (1:1-Seitenverhältnis für Fotos, statische Filter) wurde die App um zahlreiche z.T. trendweisende Features erweitert (Stories, Insta-TV, animierte Filter) und wird aktuell von etwa einer Milliarde Usern regelmäßig genutzt.

Was treibt Menschen dazu an Bilder und Geschichten in sozialen Netzwerken mit Freunden und zum Großteil uneingeschränkt mit fremden Personen zu teilen? Entspricht die digitale Darstellung des Selbst dem „echten“ Selbst, welches im Alltag zum Ausdruck kommt? 

„[… ] through what appears to be involuntary expressive behavior. This means a person can express in a certain fashion but are also able to intentionally express in a specific way. Goffman referred to life as a stage with actors who portray different characters, as do everyday people in varying social situations.“ (Apodaca, 2017, S.3)

„Anonymity can be maintained through withholding information. The combination of disembodiment and anonymity creates a technologically mediated environment in which a new mode of identity production emerges” (Zhao, Grasmuck, & Martin, 2008).

Aktuelle Studien und Essays beschreiben, dass Menschen mehrere Teilaspekte einer Persönlichkeit besitzen und diese in bestimmten sozialen Gefügen unterschiedlich zur Geltung kommen. Dabei müssen diese Persönlichkeitsstrukturen nicht im Konflikt mit dem „wahren Selbst“ stehen, sondern können kohärente Teilelemente des „true self“ sein. Auf digitalen Plattformen versuchen die Nutzer nachweislich allerdings positive Aspekte hervorzuheben. Sowohl was ihre eigene Person, aber auch den bereitgestellten Inhalt betrifft. Positive Inhalte werden auf diesen Plattformen vom Publikum zudem wohlwollender aufgenommen, da Zeitvertreib und Entertainment zwei weitere Hauptgründe der Nutzung von Social Media sind (Apodaca, 2017, S.13). Natürlich gibt es auch nicht-positive Inhalte und Profile, diese bilden aber die eindeutige Minderheit. Das digitale Selbst kann also als eine Erweiterung des „wahren Selbst“ interpretiert werden, welches es dem Nutzer ermöglicht Bindungen mit den Rezipienten aufzubauen (Bargh, McKenna & Fitzsimons, 2002), jedoch die von der Gesellschaft und der Person als gut erachteten Eigenschaften hervorhebt und andere Facetten der Persönlichkeit ausblendet.

„Papacharissi and Rubin (2000) found that those who were more satisfied with life and more comfortable with personal interaction preferred more informational seeking gratifications, while those less satisfied were motivated by escape or diversion from the real world.“ (Apodaca, 2017, S.11)

Zudem scheint es eine Korrelation zwischen Selbstwertgefühl, dem digitalen Publikum und der Selbst-Gratifikation zu geben (Manago, Taylor & Greenfield (2012)). Nach manchen Studien posten Nutzer, welche im „echten Leben“ zufrieden sind, regelmäßiger und mit einem größeren Selbstbewusstsein. Es lässt sich also festhalten, dass positiv-konnotierte Inhalte größeres Feedback erhalten und somit eine gewisse thematische Richtung vorgeben. Es leuchtet also ein, dass wir im Netz eher mit  Urlaubsfotos, schickem Essen und den neu erworbenen Kleidungsstücken bombardiert werden und nicht mit unästhetischen, grauen Alltagsaufnahmen, oder persönlichen Tiefpunkten.

Ein weiterer Aspekt, welcher den Inhalt, den private User erstellen, ist die digitale Echo-Kammer in der sich jeder von uns bewegt. Diese gibt Trends und Motiven einen klareren visuellen Rahmen, welcher sich in einer Wechselwirkung entwickelt, vor. Dazu aber beim nächsten Mal mehr.

 

Bibliografie:

„True-self and the uses and gratifications ofInstagram among college-aged females“ – Jocelyn Apodaca, University of Nevada, Las Vegas, 2017

„The Presentation of Self in Everyday Life“ –Erving Goffman (1959)

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