Kritische Analyse einer Masterarbeit: Visual Identity of the University of Art & Design Linz

Kritische Analyse einer Masterarbeit  || Tim Kirchner | CMS18 | Communication Design

Visual Identity of the University of Art & Design Linz

Master Thesis von Johana Tomková || Institut für Medien || Studienrichtung: Visuelle Kommunikation
Kunstuniversität Linz || 2017

Gestaltungshöhe: Die Arbeit ist solide, aber durchaus ausbaufähig. Die Absolventin schafft es ein interessanteres und visuell ansprechendes Branding für die Kunstuniversität Linz zu schaffen. In der Gestaltung sind einige sinnvolle und spannende Apekte, welche aber zum Großteil nur angedeutet werden. Die grafische Umsetzung und Wahl der Medien, in die das Corporate Design integriert wird, sind sehr konventionell und gehen kaum über die Mindestanforderungen hinaus. So werden bspw. nur wenige Gestaltungsregeln für den Einsatz von Logo und Schrift festgelegt. Die aufgezeigten Vorgaben wirken recht schematisch und haben nicht den künstlerisch-expressiven Charakter den die Autorin in der Gestaltung beweisen möchte. Die Gestaltung ist zudem weniger zukunftsweisend, als eine Zusammenfassung von universitären Corporate Identities, welche der Autorin zusagen. Das sieht man sehr klar an der praktischen Umsetzung des Keyvisuals, welches beliebte Variationsmöglichkeiten und Elemente aus. in der Arbeit aufgezeigten, positiven Beispielen heranzieht. Diese Elemente aber nicht eigenständig weiterentwickelt, sodass die Transferleistung auf gestalterischer Ebene recht gering ist.

Innovationsgrad: Das Thema – visuelle Identität einer Hochschule – ist an und für sich spannend und bietet gestalterisch-konzeptionell viele Möglichkeiten (Selbst- und Außenwahrnehmung, zahllose Produkte und Brandingmöglichkeiten, in Verbindung mit künstlerischen Studiengängen, Bewerbung in der Stadt, Architektur und Farben am Campus, etc.). In der Recherche und Umsetzung wird aber klar, dass große Teile des Potenzials nicht erkannt und/oder ausgenutzt wurden. So müssen zwar nicht alle Möglichkeiten umgesetzt werden, jedoch schneidet die Absolventin viel Themen gar nicht erst an, sondern konzentriert sich auf klassische Büroartikel und Poster. Dabei wäre der Transfer der Hochschule in die Stadt sehr interessant und könnte experimentell gestaltet werden, zumal da der Standortwechsel der Kunstuni ja die Ausgangslage für die vorliegende Arbeit ist. Vor allem die Adaption am Campus und die mögliche Außenwirkung der Gestaltung bleiben völlig offen.

Selbstständigkeit: Die Arbeit wirkt in ihrer Gänze selbstständig und bemüht. Jedoch mangelt es an Struktur, obwohl Forschungsfrage und Zielsetzung klar und zielorientiert formuliert sind. In der Arbeit ist keine eidesstattliche Erklärung enthalten, was darauf hindeutet, dass der Autorin gewisse formale Gepflogenheiten und Notwendigkeiten nicht bekannt waren, oder nicht von den BetreuerInnen kommuniziert wurden. Vorgaben, bzw. eine einheitliche Nutzung von Zitierregeln, Fußnoten und Quellenangaben etc. werden eher lose befolgt. Schreibstil und wissenschaftlicher Grad der Arbeit zeigen, dass die Autorin Probleme damit hatte eine einheitliche Sprache und sicheren Ausdruck für ihre Arbeit zu finden. Ganze Passagen und Gedankengänge in Klammern zu schreiben, die persönliche Meinung als Fakt anzugeben und Smileys haben in einer wissenschaftlichen Arbeit nichts verloren.

Gliederung und Struktur: Im Inhaltsverzeichnis wird deutlich, dass die Arbeit einen recht geringen Umfang hat. Der theoretische Teil und die Dokumentation der praktischen Arbeit umfassen nur etwa 60 Seiten. Das Verzeichnis selbst gliedert sich in insgesamt 6 Kapitel, von welchen nur das Vierte in weitere Unterpunkte (A-D) aufgegliedert wird. Weder die Erläuterung des Themas und der behandelten Gegenstände, noch die Forschung und Recherche werden weiter strukturiert. In diesem Sinne misst die Absolventin die Möglichkeit sich selbst und später vor allem dem Leser den Einstieg und anschließend den Überblick über die Arbeit zu erleichtern.

Kommunikationsgrad: Wie schon erwähnt befindet sich die Arbeit sprachlich auf einem soliden, aber nicht sehr wissenschaftlich anmutenden Ebene. Die von der Autorin gestalteten Informationsgrafiken sind hilfreich und lockern das recht übersichtlich-minimalistische Layout auf. Insgesamt ist die Arbeit visuell ansprechend, die Zeilenlängen- und Abstände angemessen und die Sprache nicht akademisierend. Vor allem Cover, Einleitung, Exposé und Preface wirken zu großen Teilen einladend und vielversprechend.

Umfang der Arbeit: Der Umfang der Arbeit ist recht gering. Der theoretische Teil ist knapp 30 Seiten lang und enthält durch z. T. sehr flächige Informationsgrafiken. Entsprechend ist der Gesamttext recht kurz gefasst, zumal da Fußnoten und Anmerkungen in einer Marginalspalte laufen, sodass der Fließtext nicht vollflächig über die Seite läuft. Im Zuge der Recherche wurde eine Online-Umfrage mit 38 Teilnehmern durchgeführt. Mit Kollegen und Dozenten wurden wohl auch Interviews geführt, diese werden allerdings nicht in ihrer Gänze gezeigt/belegt. Die Absolventin gestaltet im praktischen Teil der Arbeit ein erweitertes/neuartiges Corporate Design für die Universität. Dabei fokussiert sie sich auf ein Keyvisual (Neuanordnung und Veränderung des alten Logos) und einige Printprodukte (DIN-Reihe, Visitenkarten, Broschüre). Auf Adaptionen ins Digitale, Räume, Gebäude, Gegenstände verzichtet sie. Alle gestalteten Elemente sind statisch, es gibt kaum Hinweise auf digitale oder animierte Adaptionen. Zwar spricht die Autorin von Dynamik und Bewegung und beschreibt wie sie mit diesen Elementen im Keyvisual arbeiten wollte – jedoch kann diese Ideen als Betrachter nicht visuell nachvollziehen, da für jede Animation nur ein Frame – also ein Standbild – gezeigt wird. Die Gestaltung ist recht schlicht und beschränkt sich meist auf minimalistischen Einsatz von Typografie in Kombination mit einigen (nicht näher festgelegten) Farben und Fotografien.

Orthographie/Genauigkeit: Die Absolventin ist keine deutsche oder englische Muttersprachlerin, daher wurde der Text der Arbeit in Englisch verfasst. Ausgenommen sind einige Zitate von deutschsprachigen Autoren und dem Exposé. Die Texte sind auf gehobenem umgangssprachlichen Niveau und es kommt immer wieder zu grammatikalischen Schwierigkeiten. Zu Teilen fehlen einzelne Worte (a, the), Satzstrukturen werden aus der Muttersprache übernommen. Entsprechend kann wirkt die Arbeit stellenweise recht unbeholfen und ein wenig zu unwissenschaftlich, zumal da die Absolventin oft in der Ich-Perspektive und einzelne Gedanken – bis ganze Passagen – in Klammern schreibt. Im praktischen teil der Arbeit wechselt die Absolventin zudem innerhalb der Gestaltung zwischen Englisch und Deutsch, wodurch eine gewisse Inkonsistenz zustande kommt. Rechtschreibfehler lassen sich nie ganz vermeiden, aber die Thesis wurde wahrscheinlich nicht lektoriert, da fehlende Leerzeichen, Buchstabendreher, Kommasetzung etc. sich sonst kaum erklären lassen.

Literatur: Das Literaturverzeichnis ist extrem kurz – es gibt insgesamt nur zehn Einträge, davon sind zwei Wikipedia-Artikel. Schon beim Lesen der Arbeit fällt auf, dass die (Literatur-)Recherche recht knapp ausgefallen sein muss, da es wenige Zitate und wenige Quellenangaben gibt. Die Absolventin forscht zum Teil mithilfe von Umfragen und Interviews. Die Interviews und die daraus resultierenden Ergebnisse werden allerdings nicht spezifisch wiedergegeben. Bei den Links zu den entsprechenden Online-Quellen fehlen zum Teil die Hinweise, wann diese aufgesucht und zitiert wurden. Die Formatierung der Quellenangaben sind auch innerhalb des jeweiligen Mediums inkonsistent. Die Autorin scheint zum Teil auf Basis „ihres Gefühls“ zu forschen/zu recherchieren. Dies wird deutlich, da sie im Text häufig ihre persönliche Wahrnehmung einer Sache einer Sache beschreibt und dem Leser gewisse Vorkenntnisse und Fähigkeiten unterstellt. Siehe: „I don‘t have to describe here broadly why I chose these logotypes as my favorite ones. Anyone who has at least marginally engaged in graphic design would probably have a similiar choice.“ (S.25).
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