Bilder interpretieren – Ja. Aber wie?

Bei der Beschäftigung und Untersuchung mit Fotos auf Social Media-Kanälen stellt sich bei der Bandbreite an Material die Frage wie dieses in Bezug auf Analyse, Interpretation und Auswertung behandelt werden soll. Klassische Bildinterpretationen wenden mehrstufige Systeme an, um verschiedene Aspekte des Bildes v. a. im Kontext mit Raum und Zeit und der Interpretation der dargestellten Artefakte zu beleuchten. Ein Beispiel dafür ist Erwin Panofsky, der eine Analyse nach hermeneutische Vorbild wie die Interpretationsmethode der Ikonologie, vollzieht.

Panofsky geht es in seinem Ansatz darum:  „… die chaotische Vielfalt menschlicher Zeugnisse in etwas zu überführen, das man Kulturkosmos nennen könnte.“ (Panofsky: Kunstgeschichte, S. 11). Bei diesem Versuch wird eine Ordnung hergestellt und jedes einzelne Bildelemente fokussiert und besprochen. Das Ordnen des Kosmos in den Geisteswissenschaften ähnelt dem Verfahren in den Naturwissenschaften und erfolgt in insgesamt drei Schritten:
1. Beobachtung und Prüfung
2. Dechiffrierung und Interpretation
3. Klassifikation

Diese drei Schritte lassen sich wiederum genauer untergliedern:

Nach Panofsky sind  wesentliche Aspekte eines Werkes Idee, Form und Gehalt. Während die ersten beiden durch formale und topologische Analyse erschließbar sind, ist entzieht sich der Gehalt, vor allem im Wandel von Zeit,  Kontext und Trend ein fixen Wertungskritik (v. a. im Bezug auf Bildern im Social Media-Kontext).  „Der Gehalt eines Werkes, so Panofsky ist die „Grundhaltung einer Nation, einer Epoche, einer Klasse, einer religiösen oder philosophischen Überzeugung […] in einem einzigen Werk verdichtet.“ (Jo Reichertz). Diese Art der Analyse ist vor allem bei bedeutenden Bildern mit historischem Gewicht interessant und erstrebenswert, da das Herauskristalisieren des „Gehalts“ vielschichtig und im Kontext mit der Traditionsgeschichte von abgebildeten Gegenständen vielseitig interpretiert werden kann (siehe Kniefall von Willy Brandt).

Allerdings lässt sich die aktuelle Bilderflut auf Instagram mit einer solchen Herangehensweise kaum bändigen. Die Fotos sind oft trivial und aufgrund ihrer starken Wiederholung ist die Frage nach dem „Gehalt“ eine andere als in der klassischen Bildinterpretation von bspw. historischen Momenten.

Eine anschaulichere und vergleichendere – design-lastigere – Analyse ist gerade im Experiment-Teil  wünschenswert.

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