Offene Steuerung für improvisierende Maschinen – Beitrag 3

Die Verwendung von perkussiven Sounds zur Erstellung von rhythmischen Mustern und die Kombination mit Field-Recordings und Sprachaufnahmen.

Um den Stand meines Projekts zur offenen Steuerung in Puredata darzulegen, darf ich euch dieses kurze Video zeigen. Wie zu sehen ist, verwende ich zwei verschiedene Player, („PGS“ und „LSM“ welche in Beitrag 1 in ihrer Funktion erklärt worden sind)

Zu Beginn hört man die Aufnahme einer Unterhaltung, welche dann zerstückelt und in ihrer Geschwindigkeit variiert wird. Diese Einspielung wird von einsetzenden perkussiven Klängen begleitet bzw. unterbrochen. Der perkussive Teil wird mit Klängen von Schlagzeug und Bass gestaltet, wobei Huster und Gesprächsfetzen – im rhythmischen Raster bleibend – eingespielt werden. Gegen Ende des Auszuges wird eine Sprachaufnahme eines bekannten französischen Philosophen (Jacques Derrida) eingespielt, die dann ebenfalls der rhythmischen Grundstruktur entsprechend variiert wird. Es soll hier zu diesem Zeitpunkt kein fertiges Stück präsentiert, sondern der Stand meines Forschungsprojektes zur offenen Steuerung in Puredata an einem Hörbeispiel dargelegt werden.

Offene Steuerung – improvisierende Maschinen

Die offene Steuerung ist eine Form der Lenkung eines Vorgangs oder Ablaufs (“Komposition”), die im Wesentlichen auf der Ebene der Bedingung der Moeglichkeit ansetzt. Im Unterschied zu einer herkoemmlichen geschlossenen Steuerung, die auf eine moeglichst genaue Kontrolle ueber die zu realisierenden Ereignisse (Events) abzielt, geht es in der offenen Steuerung um die Definition von Moeglichkeitsraeumen, innerhalb derer sich Events mit gewissen Wahrscheinlichkeiten und Interdependenzen ereignen koennen – aber nicht muessen. Das Wesentliche der offenen Steuerung liegt in der Variabilitaet und in Unverhersehbarkeit des so gesteuerten Ereignis-Ablaufes.

Offene Steuerung soll hier verstanden werden als eine Form der Improvisation oder der freien Rede: um sinnvolle (d.h. fuer andere verstehbare oder geniessbare) Ereignisse zu produzieren, muss gewisse Struktur (Grammatik, Syntax, Rythmus, Harmonie, etc) vorhanden sein. Indem sie gewisse Moeglichkeitsraeume und Freiheitsgtrade absteckt (bezueglich Zeit, Kontinuitaet, Abfolge, Syntax, Slang, Betonung, etc.) ist die offene Steuerung eine Meta-Ebene der Improvisation oder freien Rede.