Wer brav in Medientheorie aufgepasst hat weiß, dass wir für Gesichtserkennung ein eigenes Areal im Gehirn haben. Gesichtserkennung und die Deutung der Emotionen sind wichtige Fähigkeiten im beruflichen und privaten Alltag. Manch einer würde sogar sagen: „…that face perception is perhaps the most highly developed human visual skill.“ (Bakhshi et al. 2014).
Entsprechend sind Gesichter als Bildelement in Fotos (auf Instagram) ein nicht zu vernachlässigender Faktor, den es zu berücksichtigen gibt. Nach der Frage, ob und inwiefern Fotos mit einem oder mehreren erkennbaren Gesichtern eine Veränderung auf die Interaktionen auf Instagram haben, wurde festgestellt, dass solche Bilder 38% mehr Likes und 32% mehr Kommentare erhalten (Bakhshi et al. 2014). In der Studie wurde festgehalten, diese Statistik nachweislich konsistent ist und unabhängig von der Anzahl der Follower festzustellen ist.
Neben Gesichtern bevorzugen Nutzer außerdem eher übersichtliche Kompositionen (Zahl der Elemente ist klar einzuordnen), welche keine allzu hohe Komplexität aufweisen (Rahardjo, 2018). Auch runde Formelemente und balancierte Bildkompositionen werden positiver wahrgenommen (Thömmes & Hübner, 2018). Thömmes und Hübner differenzieren des Weiteren zwischen Bildern mit einer 2D- oder 3D-Anmutung: Bilder, welche wenige, flächige Elemente besitzen und eher in der Ebene agieren werden der 2D-Kategorie zugeordnet. Da diese eine geringe Bildkomplexität aufweisen, kann der Fotograf spielerischer mit dem Bildinhalt umgehen. Gewagte Anschnitte und asymmetrische Kompositionen werden vom Betrachter hier vorgezogen. Bei Bildern mit räumlicher Tiefe und 3D-Charakter verhält es sich genau andersrum: Je komplexer das Bild und desto mehr Bildelemente interpretiert werden müssen, umso „dankbarer“ ist der Betrachter, wenn das Foto ausgeglichen und ausbalanciert ist – falls beispielsweise (unter-)bewusst Symmetrie, der goldene Schnitt, eine Grid-Aufteilung etc. zu vermuten ist. Thömmes & Hübner, 2018)
Es wird deutlich, dass es – solange man die Like- und Comment-Wertung als Maß herannimmt – einige optische Faktoren gibt, welche von Betrachtern ganz allgemein gesprochen positiv wahrgenommen werden. So lassen sich in Zukunft Präferenzen bzgl. Bildelemente, Farbschema, Aufbau etc. empirisch feststellen, um aufzuzeigen, welche optischen Reize einem Betrachter gegeben werden können, sodass die Wahrscheinlichkeit, dass dieser den gezeigten Inhalt als positiv und angenehm interpretiert, besonders hoch ausfällt.
Quellen:
· „Preferable Interior Elements On Instagram Photos At Contemporary Coffee Shops“ by Setiamurti Rahardjo (2018)
· „Instagram Likes for Architectural Photos Can Be Predicted by Quantitative Balance Measures and Curvature“ by Katja Thömmes and Ronald Hübner (2018)
· „Faces Engage Us: Photos with Faces AttractMore Likes and Comments on Instagram“ by Saeideh Bakhshi, David A. Shamma & Eric Gilbert (2014)