The Genesis of Books

Ein Buch ist in erster Linie ein Medium, das Dinge festhält; es bewahrt das, was Menschen dieser Welt denken, glauben oder wissen und prägt so nachhaltig den intellektuellen, kulturellen, gesellschaftlichen sowie technischen und wirtschaftlichen Fortschritt. Andrew Haslam etwa definiert in Book design das Buch als „portable container consisting of a series of printed and bound pages that preserves, announces, expounds and transmits knowledge to a literate readership across time and space.“1

Anhand dieser Definition erkennen wir einige Charakteristika, die mit Büchern in Verbindung gebracht werden: Zum einen Merkmale wie „transportabel“, „bedruckt“ und „gebunden“, die Aufschluss über die materielle Seite des Buches geben, zum anderen auch Aspekte, die auf die kommunikative Funktion des Mediums und die Relevanz für die Leserschaft verweisen.

Bücher waren allerdings nicht immer transportable, gebundene Druckerzeugnisse, die einer breiten Masse zur Verfügung standen. Germanische Völker verwendeten vor allem Schreibtafeln aus Buchenholz; von dem Namen des Baums leitet sich auch unsere heutige Begriffsbezeichnung „Buch“ ab. Auch das im Mittelalter für Handschriften verwendete Wort „Codex“ geht auf das lateinische Substantiv „caudex“ zurück, das Baumstamm bedeutet.

Weitaus frühere Vorformen des Buches finden sich im alten Ägypten, wo Schriftrollen aus Papyrus miteinander verklebt wurden. Während des gesamten Altertum galt dieses Material als beliebtester Schriftträger; es wurde jedoch bis zur Spätantike von dem als „Pergament“ bezeichneten getrockneten Tierhäuten verdrängt. Aufgrund der unterschiedlichen materiellen Eigenschaften änderte sich auch das Format des Mediums. Das lateinische Wort für Seite, pagina, das von dem Verb paginare abstammt und zusammenfügen bedeutet, verweist bereits auf die formale Innovation: die Buchbindung. Die alten Papyrusrollen wurden zunehmend von gefalteten und gehefteten Pergament-Kodices abgelöst, die in ihrer Handhabung weitaus praktikabler waren (je nach Faltung erhielt man eine unterschiedliche Anzahl an Blättern: Halbbögen, Quartbögen oder sogar Oktavformate). Dieser spätantike Schriftträger in Kodexform stellt den Vorgänger des mittelalterlichen und neuzeitlichen Buches dar.

Eine weitere wichtige Innovation in der Geschichte des Buches ist die Entstehung von Papier. Bereits rund 200 v. u. Z. wurden in China Rindenfasern von Maulbeerbäumen in Wasser aufgeweicht, auf textilem Gewebe aufgetragen und anschließend getrocknet, um papierartige Materialien herzustellen. Die Technik der Papierherstellung verbreitete sich aus dem asiatischen Raum über den Nahen Osten nach Spanien, wo im Jahre 1238 die erste westeuropäische Papiermühle in Betrieb ging. Unaufhaltsam verschwand mit der Verbreitung des Papiers das teurere Pergament nach und nach; die Papierherstellung hat somit auch den Grundstein für die technischen Vervielfältigung gelegt.

Fig. 1.      Nachdruck der Gutenberg-Bibel

Die wohl bekannteste Erfindung, die mit dem Buch in Verbindung gebracht wird, ist die des Buchdrucks mit beweglichen Lettern. Was jedoch wenige wissen: Als Johannes Gutenberg 1455 die Bibel druckt und als „Vater des Buchdrucks“ in die Geschichte eingeht, gab es in Korea bereits 200 Jahre zuvor in Sandformen gegossene bewegliche Drucktypen, die zur Herstellung eines ganzen Buches benutzt wurden.
Auch wenn sich die Wissenschaften streiten, wer wann welche Innovation als erstes erfunden hat und welches Artefakt nun als erstes Buch gelten kann – unbestritten ist, dass es schlussendlich durch die Papierherstellung und die Erfindung des Buchdrucks möglich wurde, Bücher wesentlich schneller zu vervielfältigen und zu verbreiten.

Ab dem 19. Jahrhundert endet das sogenannte Gutenberg-Zeitalter: Auch wenn einzelne Bestandteile der Druckerpresse verbessert wurden, so ereigneten sich bis 1800 keine bahnbrechenden Neuerungen im Herstellungsprozess von Druckerzeugnissen. Die zunehmende Industrialisierung nahm starken Einfluss auf die Gesellschaft, technische Errungenschaften revolutionierten die Wirtschaft – und mit ihr die Buchproduktion. Die Entwicklung der Langsieb-Papiermaschine etwa ermöglichte eine maschinelle Papierherstellung, die den händischen Schöpfprozess ersetzte. In kürzerer Zeit konnte somit mehr Papier hergestellt und bedruckt werden; die Produktionskosten sanken, Druckerzeugnisse wurden für die Menschen leistbar. Mit Ende des 19. Jahrhunderts stieg man schließlich auf die industrielle Großproduktion um – das Buch wird zur Massenware.

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Bildquellen:

Titelbild: Ausschnitt eines Einzelblattes der Gutenberg-Bibel (Genesis). Nachdruck. Verfügbar unter: https://www.gutenberg-stiftung.de/die-gutenberg-shops/
Fig. 1.: https://www.gutenberg-shop.de/media/catalog/product/cache/1/image/9df78eab33525d08d6e5fb8d27136e95/d/o/doppelseite_3.jpg

Literatur:

1 Andrew Haslam: Book design. Übersetzung aus dem Englischen: Handbuch des Buches. Konzeption, Design, Herstellung. München: Stiebner Verlag. 1. Auflage. 2007. S. 9.

Benthien, Claudia; Brigitte Weingart (Hg.): Handbuch Literatur & Visuelle Kultur. Berlin, Boston: De Gruyter, 2014.

Rautenberg, Ursula (Hg.): Reclams Sachlexikon des Buches. Stuttgart: Reclam, 2003.

 

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