Nachdem festgestellt wurde, dass es Nutzertypen mit eindeutigen Präferenzen bzgl. Themenauswahl und Motivation gibt, gilt es Gestaltungselemente und themenbezogene Gegenstände herauszufiltern. Anhand der optischen Wiederholungen wird klar, dass bei gewissen Motiven entsprechend einschlägige Objekte auftreten. Das einfachste Beispiel ist Food-Photography: kreisrunde Formen und Teller, Gläsern und weitere Besteckutensilien sind in nahezu jedem Bild enthalten. Der Hinter-/Untergrund ist meist monochrom gehalten, dem Tischmaterial entsprechende Braun- und Grautöne überwiegen. Anhand der genutzten Hashtags lassen sich die häufigsten Objekte herausfiltern und nachweisen.In einer Studie wurde beispielsweise aufgezeigt, dass die populärsten Coffeeshops ein monochromes Farbschema verfolgen, welches durch geweißte oder Betonwände gegeben ist. Einrichtungsgegenstände mit Rundungen und Zimmerpflanzen setzen Highlights und sorgen für einen Flair, der besonders „instagramable“ ist, da sich auf Fotos abgebildete Personen besonders gut vom Hintergrund abheben (Rahardjo, 2018). Die Studie beweist, dass auf Instagram erfolgreiche Coffeeshops ähnliche ästhetische Elemente in ihrer Inneneinrichtung beherbergen. Durch die ansprechende Optik werden mehr Fotos generiert, welche entsprechend geteilt und in Umlauf gebracht werden. Sich über populäre Einrichtungsgegenstände und eine momentan vorherrschende, „angesagte“ Optik im klaren zu sein, kann Geschäften und Firmen also dazu verhelfen sich vorteilhaft darzustellen und entsprechend um Kunden zu werben (Rahardjo, 2018). Durch Hashtags und Bildbeschreibungen lassen sich die abgebildeten Objekte leicht zusammentragen und durch den Bildinhalt und weitere Verschlagwortung schnell und sicher kategorisieren und kontextualisieren. In besagter Studie wurde zudem belegt, dass nur in seltenen Fällen ein einziges Element zu sehen ist, sondern eine enge Auswahl an Objekten im Zusammenspiel abgebildet wird.
Im nächsten Schritt stellt sich die Frage wie die herausgefilterten Objekte am effektivsten kombinieren lassen, um ein „gutes“ Foto, sprich einen Post mit vielen Reaktionen, zu kreieren. Der Fotograf Tom Ang beschreibt eine Grundvoraussetzungen, welche ein optisch gutes Bild erfüllen muss: „1) Format and proportion: square, landscape, portrait, panoramic. 2) Balance and imbalance: using the rule of thirds, golden thirds, or deciding the image to be symmetrical. 3) Shape within the image: consisting the outer frame and the forms that fill the picture plane, such as vignetting, squared interior, radial, axial, and triangular composition. 4) Suggesting movement: static or dynamic, multiplying parallels, linear, and flat space. Position and perspective, and Composing with colors.“ (Ang, 2013).
Diese Grundvoraussetzungen werden in der klassischen Fotografie gelehrt. Dass die Anforderungen nicht im gleichen Maße auf alle Bilder und Genres, welche auf sozialen Netzwerken vertreten sind, übertragen lassen, wird jedoch auch schnell klar. Architekturfotografie arbeitet mit anderen Regeln und orientiert sich viel stärker an Balance und Kompositionslehre, als beispielsweise hashtag-getriebene Selfies und Urlaubsfotos von Sehenswürdigkeiten.
Quellen:
· „Preferable Interior Elements On Instagram Photos At Contemporary Coffee Shops“ by Setiamurti Rahardjo (2018)
· „Instagram Likes for Architectural Photos Can Be Predicted by Quantitative Balance Measures and Curvature“ by Katja Thömmes* and Ronald Hübner (2018)