Im Begriff „Communication Design“ steckt eigentlich schon die Erklärung: die Gestaltung von Kommunikation. Anders als beim Grafik Design beschäftigen sich Communication Designer vor allem mit den mentalen Aspekten der Gestaltung. Der Gedankenprozess hinter dem Design, wie werden Bilder, Texte und Grafiken platziert und wie wirken sie aufeinander. Und Kommunikation beruht nunmal auf einer Zusammenstellung von Narrativen. Wie also wirkt sich Design auf Narrative aus und umgekehrt?
Bereits mit der Strategie des Design Thinking, Customer Journey Maps und dem Erstellen von Personas beginnt man sich mit der Narrative/der Geschichte des Nutzers und dem Design auseinander zu setzen.
- Was ist das grundliegende Problem, das es zu lösen gilt?
- Was sind die Bedürfnisse der Zielgruppe, was möchte diese erreichen?
- Wer ist unsere Zielgruppe, an welchem Punkt in ihrem Leben ist eine einzelne Person, wie geht diese Person vor?
Das wären nur einige Fragen die man sich bei Beginn eines Designs stellt, man überlegt sich eine Geschichte die Sinn macht für eine einzelne Persona, für eine ganze Zielgruppe, und für das Design an sich. Am ende folgt die Auswertung der Fragen und Lösungsansätze und wandelt diese in ein Design oder ein Produkt um, das angepasst auf die Bedürfnisse der Nutzer Sinn ergibt. Deshalb macht es Sinn, sich eine Geschichte zu überlegen die die Benutzer des Produkt/des Designs in ihren Bann zieht, und ihnen sinnvoll die Inhalte vermittelt.
Ein weiteres Beispiel für eine Narrative im Design die sich mit der dramaturgischen Struktur einer „Hero’s Journey“ vergleichen lässt, wäre Ikea. Jeder der schonmal in einem Ikea war kennt das Problem: man geht zu Ikea weil man ein Problem hat, ein Möbelstück braucht (Exposition). Man betritt den Laden und begibt sich auf die Suche nach seinem Gegenstand (Inciting Incident). Auf dem Weg dorthin wird man von anderen Angeboten und Dekoartikeln abgelenkt (Rising Action/Crisis) und so durch den Laden geführt als müsste man durch einen Irrgarten finden. Findet man dann das gesuchte Möbelstück (Höhepunkt) kann man guten Gewissens in die Lagerhalle gehen, sich das Stück nehmen und an der Kassa bezahlen und nach Hause fahren (Resolution). Und die Bauweise wurde ganz bewusst so gewählt. Nicht nur führt es bei den meisten dazu mehr zu kaufen als man braucht, man erhält auch jedes mal eine Art Glücksgefühl wenn man die „Reise“ durch den Ikea überstanden hat. Nur dass die Architektur von Ikea keinem Irrgarten (engl. Maze) gleicht, sondern einem Labyrinth. Der Unterschied ist, dass es in einem Labyrinth nur einen vorgegebenen Weg gibt, einen Startpunkt und ein Ende – wie bei einer klassischen Heldengeschichte.
Auch simple Illustrationen können Geschichten erzählen, und somit helfen Inhalte zu unterstützen, zu ersetzen oder aufzulockern. Obenstehende Illustrationen von Christoph Niemann funktionieren, weil man dem Auge einen Weg gibt die Geschichte zu „lesen“. Wir erfassen die Geschichte nicht sofort, aber indem wir von oben nach unten oder von links nach rechts die Inhalte erfassen, eine Narrative erfassen.
Zusammen mit den vorhergehenden Blogeinträgen wird also immer klarer, wieso eine Narrative bzw. Storytelling so wichtig ist, nicht nur für Menschen an sich, sondern auch für Design. Man gibt den Menschen Anhaltspunkte und zugleich eine gewisse Freiheit die jedem erlaubt seine eigene Geschichte zu schreiben – selbst wenn man sie nur in dem Glauben lässt sie hätten diese Wahl.
Quellen:
Cook, Alex: Design is [Narrative] – Behind Every Good Design is a Story; Google Design, 2018; https://www.youtube.com/watch?v=xPV76mhyr5M
Lupton, Ellen: Design is Storytelling, Thames & Hudson; Auflage: 01 (16. November 2017)