CUBOPUS: Improvisierende Maschine in der 4dimensionalen Raumzeit. Hervorgegangen aus der Lehrveranstaltung “Designing with Code” mit Richard Dank. Programmiert in Processing.
Das aus kleiner werdenden Würfeln bestehende Objekt, das in dem kurzen Video zu sehen ist, basiert auf Zufallsvariablen, die innerhalb eines vorgegebenen Bereiches über die Randomfunktion in Processing definiert werden. Einige Variablen werden beim Start des Programms (bzw. beim Neustart) gesetzt, einige ändern sich während des Wachstumsprozesses des Objekts.
Im vorliegenden Fall improvisiert die Maschine bei der Erstellung des aus vielen Würfeln bestehenden Objekts. Die Improvisation oder zufällige Auswahl nach Regeln erfolgt für die räumlichen Parameter des entstehenden Objekts. Der zeitliche Ablauf wird durch die Bedienung (Start, Neustart, und Einschalten der Wackelbewegung) bestimmt, oder ist fix vorgegeben (Wachstumsgeschwindigkeit). Damit bei der Improvisation ein “sinnvolles” aber immer anderes und neues Objekt entsteht, bedient sich die Maschine zufälliger Werte, die aber in einem gewissen Rahmen bleiben. Wie frei die Improvisation ist, wird durch die Breite dieses Rahmens bestimmt. Die zeitlichen Parameter könnten freilich in einer Weiterentwicklung der Idee ebenfalls einer improvisierenden Freiheit ausgesetzt werden – dadurch könnte zB. der Wachstums- und Schrumpfungsprozess und auch der periodische Neustart automatisiert improvisiert werden.
Automatisierung und Ethik: Was “sinnvoll” ist, wird hier durch den/die ProgrammiererIn bestimmt, indem der Rahmen, innerhalb dessen sich die Zufallsvariablen bewegen, festgelegt wird. Eine Aufgabe, die allerdings leicht eine weitere Maschine übernehmen könnte. Die zentrale Frage, was denn eine “sinnvolle” Improvisation sei und was nicht, oder gar welches der entstehenden Objekte interessant oder schön sei, wirft uns sehr schnell auf das menschliche Urteilsvermögen und die ethische Dimension der Digitalisierung zurück. Letztlich gilt es bei all den Möglichkeiten der Automatisierung, welche die technische Entwicklung mit sich bringt, nicht den Gesamtzusammenhang und die Zwecksetzung innerhalb des menschlichen Lebens aus den Augen zu verlieren:
Im Allgemeinen sollte sich der Mensch bei solchen Mensch-Maschine Interaktionen immer fragen, was er denn dabei machen möchte, was die Maschine vielleicht besser (also v.a. schneller und exakter) kann und wozu die ganze Automatisierung dient. Im Fall einer technischen Spielerei oder einer künstlerischen Produktionsweise (z.B. “Design”) geht es ja auch um die Freude an der schaffenden Kreativität, die in der Erzeugung und Beeinflussung von Objekten, Prozessen, Erfahrungen, etc. entsteht, und nicht in deren rein passiver Betrachtung. Auch in der “Arbeitswelt”, welche ja traditionell eher mit Mühsal und Repetition als mit Kreativität und Selbstverwirklichung konnotiert wurde, gilt es dies zu beachten.
Betrachtet man die Arbeit als Mühsal ist die Ersetzung des Menschen durch die Maschine zweifelsfrei eine positive Entwicklung. Versteht man die Arbeit, oder besser das Tätigsein, hingegen als sinnstiftendes Element des menschlichen Lebens und Zusammenlebens (vgl. Hannah Arendt,: Vita Activa, 1960, Richard Senneth: Handwerk, 2008, Andre Gorz, Arbeit zwischen Misere und Utopie, 2000) versteht man die Wichtigkeit, die Automatisierung, vor allem jene der Kreativität durch künstliche Intelligenz, zu hinterfragen und differenziert zu betrachten. Letztlich geht es darum, mit einer differenzierten Automatisierung eine qualitative Aufwertung der menschlichen Tätigkeiten und ein neues Verständnis von Arbeit und Produktivität zu entwickeln. Das Tätigsein als sinnstiftendes Element, das dem Menschen zu seiner individuellen Verwirklichung verhilft, sollte von der Automatisierung nicht ersetzt, sondern verbessert und erweitert werden – auch wenn dann vielleicht nicht immer schneller immer mehr produziert werden kann.