Der Sound Designer Richard Wagner

Wagners Leitmotive als frühe Form des Sound Brandings

“What the leitmotivs do, it gives the listener really a clue as to what the character is doing and thinking and feeling and in the best of circumstances, and this happens a lot in the ring circle, is, if you really familiar with it, you know these things before the characters on stage do.”

Mit diesen Worten beschreibt David Krauss, Solo Trompeter der New York Metropolitan Opera, die Verwendung der Leitmotive von Richard Wagner. Obwohl das Komponieren mit bestimmten Themen und Motiven, die sich wiederholen, kontrastieren und sich fortspinnen nichts außergewöhnliches ist, wird der Begriff des Leitmotivs unweigerlich mit Richard Wagner in Verbindung gebracht. Der Grund dafür ist die Art und Weise wie Wagner in seinen Opern die musikalischen Motive verwendet, um zusätzlich die Geschichte zu intensivieren und mit mehr Emotionen anzureichern. Obgleich eine genaue Analyse von Wagners Ringzyklus auf den ersten Blick nur Opernliebhaber anspricht, lohnt es sich auch als Sound Designer einen genaueren Blick zu wagen.

Durch Richard Wagners Suche nach dem perfekten Klang, wurde durch ihn das Instrumentarium des romantischen Orchesters stark erweitert. Als Beispiel wird die „Wagner Tuba“ von Erik Ralske im Video erwähnt. Es zeigt wie sehr sich Wagner mit dem Thema Sound auseinandergesetzt hatte und ihm auch dessen Wirkung sehr wohl bewusst war. Er wollte einen ganz eigenen und charakteristischen Klang erschaffen. Ebenso ist dieser bestimmte Sound als Alleinstellungsmerkmal ein wichtiger Teil im Bereich Sound Design.

Um die Verbindung zum Thema Sound Branding zu schaffen, sollen die im Video angesprochenen Aspekte der Funktion und der Anforderung einer akustischen Markenführung gegenübergestellt werden. Ähnlich wie bei einem Sound Logo handelt es sich beim Leitmotiv um eine Tonfolge mit sehr hohem Wiedererkennungswert, die ganz charakteristisch mit einem Gegenstand oder einer Person verbunden ist. Das angesprochene Schwertmotiv bringt nicht nur dieses mächtige und heroische Gefühl zum Ausdruck, sondern kann durch die hohe Flexibilität innerhalb des Zyklus’ unterschiedliche Stimmungen ausdrücken, ohne dabei die Kernmelodie zu verlieren. Durch die hohe Assoziationskraft und das bewusste Konditionieren des Publikums eröffnen sich mit dem Erklingen des Motives ganz neue Erzählmöglichkeiten, die nicht an das Libretto oder an das Schauspiel auf der Bühne gebunden sind. Das ermöglicht Richard Wagner zusätzliche narrative Tiefe.

Diese Erzählkraft muss auch von einem Sound Logo ausgehen, damit eine entsprechende Wirkung bei der Zielgruppe erreicht wird. Es soll nicht nur ein positives Markenimage kreiert werden, sondern es muss über einen längeren Zeitraum neue Facetten bieten können, um die Aufmerksamkeit und das Interesse hochzuhalten.

Viele dieser Kriterien werden beim Sound Branding oft als neue Erkenntnisse präsentiert, während Richard Wagner diese vor knapp 200 Jahren ganz intuitiv in seinen Musikdramen verwendete. Grund genug um ihn als einer der wichtigsten Personen der Sound Branding Historie einzuordnen.

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