Acoustic Vehicle Alerting System

Das Sound Branding der E-Autos

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Langsam aber doch zeichnet sich der Wandel vom Verbrennungsmotor hin zum elektrisch betriebenen PKW ab. Obwohl sich die Elektroautos optisch nicht wirklich vom gewohnten Straßenbild abheben, bringen sie für die auditive Wahrnehmung eine große Veränderung mit sich, indem sie bei niedrigen Geschwindigkeiten kaum zu hören sind. Nach wie vor ist es ein ungewohntes Gefühl ein Auto so ruhig über die Straße gleiten zu sehen. Diese klangliche Veränderung bringt viele Risiken, Herausforderungen und bietet Sound Designern ganz neue Möglichkeiten.

Wie klingt die Stadt der Zukunft? Diese abgenutzte Frage wird bereits sehr lange gestellt und trotz der wachsenden Anzahl an Elektroautos scheint sie nicht geklärt, sondern dessen Antwort lediglich ins Jahr 2019 verschoben zu sein. Bereits im Jahr 2014 wurde von der EU eine Verordnung zur Notwendigkeit von allgemeinen Warnsignalen beschlossen, die mit Juni 2019 auch in Kraft treten wird. Obwohl die Richtlinien bereits seit fast 5 Jahren feststehen, ist dieses Acoustic Vehicle Alerting System auf den Straßen noch nicht wirklich hörbar.

In der Automobilindustrie hat sich somit die Bandbreite des Corporate Sound Designs nicht unbedingt erweitert, aber dennoch in eine noch unbekannte Richtung entwickelt. Denn auch die Geräusche des Verbrennungsmotors waren nicht dem Zufall überlassen, sondern wurden je nach Marke und Modell bewusst designt. „Den einen Motorsound gibt es nicht. Was man vom Antrieb hört, ist immer eine Kombination aus dem Ansauggeräusch, der Mechanik innerhalb des Motors und dem Mündungsklang des Auspuffs“1 Durch die unterschiedliche Motorenordnung oder das modifizieren von Ansaug- und Abgasschalldämpfer wird das Motorengeräusch bereits jetzt als Sound Branding verwendet. Dieser spezielle Sound kann auch wie am Beispiel von Harley Davidson oder BMW rechtlich geschützt werden. Dabei unterscheidet man nicht nur zwischen Marken und Modellen, sondern es lassen sich auch länderspezifische Eigenschaften ableiten. Der Entwicklungsingenieur von Aston Martin beschreibt deren Sound Design wir folgt: „Unsere Sound-DNS ist sehr britisch, zwischen satten amerikanischen V8 und den hochdrehenden, scharfen Motoren der italienischen Marken.“1

Bei Elektroautos wird das Rad zwar nicht neu erfunden werden, aber die Voraussetzungen für das Sound Design sind nicht mehr länger an mechanische Abläufe gebunden und somit auch nicht mehr zwangsweise an den Klang des Verbrennungsmotors. Obwohl die Richtlinien der EU Pieps- oder motorenähnliche Geräusche vorschreiben, ist es vermutlich unser konditioniertes Unterbewusstsein, dass uns vorerst noch stark an den gewohnten Motorengeräuschen festhalten lässt. „Der Mensch hat eben eine Vorstellung, wie ein Rasenmäher oder eine Kaffeemaschine klingt.“2 Somit können zumindest einige Spielregeln für das Sound Branding von Elektroautos abgeleitet werden. Die Menschen haben durch den gelernten Sound des Verbrennungsmotors eine bestimmte Erwartungshaltung die zumindest anfangs erfüllt werden muss, aber ohne den Verbrennungsmotor einfach zu imitieren. Es müssen also neue Facetten angeboten werden, die sich wiederum an den Anforderungen der akustischen Markenführung orientieren. Der Sound des Autos muss demnach Wiedererkennungswert besitzen. Dieser Wiedererkennungswert muss nicht nur mit der Automarke und ihren Markenattributen selbst verbunden sein, sondern auch mit der ganzen Produktpalette. Die Sound DNA muss also so flexibel sein, dass sie eindeutig erkennbar ist und dennoch in Sportwagen, Luxuslimousinen und Familienautos passend eingesetzt werden kann.

Der Trend die Autos und den Straßenverkehr immer leiser zu machen hat sich somit auf paradoxe Weise gedreht. Mit der genauen Umsetzung dieses Acoustic Vehicle Alerting System halten sich viele Autohersteller vorerst noch bedeckt und somit lässt sich das Ausmaß der neu entstehenden Kakophonie unserer Straßen wohl erst im Jahr 2019 endgültig abschätzen.

1. Steiner, Paul: Sound Branding. Grundlagen der akustischen Markenführung, Wiesbaden: Gabler 2009.

2. Adrian, Stefan: „Psychoakustiker Hugo Fastl: Der richtige Sound fürs Elektroauto“, in: aiomag (20.05.2018), online: https://aiomag.de/psychoakustiker-hugo-fastl-der-richtige-sound-fuers-elektroauto-8784, letzter Zugriff: 27.12.2018.

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