Denkt man an den Ursprung der Kleidung, so kommen einem sofort Neandertaler in den Sinn, die ihre Blöße mit den Fellen erlegter Tiere bedecken. Diente die Tierhaut in erster Linie zum Schutz vor den kühlen Eiszeittemperaturen, so kann man doch davon ausgehen, dass auch damals schon das prächtige Fell eines Säbelzahntiegers den Wert eines einfachen Faultiers bei Weitem überstieg. Die Kleidung als Statussymbol und als Zeichen der gesellschaftlichen Stellung, geht also schon bis zu deren Ursprung zurück, obwohl die Hauptfunktion natürlich der Schutz vor Kälte war. (vgl. Gentlemen Blog)
Die Kleidung hat sich stets weiterentwickelt und spätestens seit der Erfindung des Webens, ist die Individualität stark nach oben gestiegen und die Kunst des Schneiderns hat sich etabliert. Schon zu dieser Zeit hatte die Kleidung nicht mehr nur eine reine Schutzfunktion vor äußeren Einflüssen, sondern vor allem als personalisierte Ausdrucksform ist sie bis heute anerkannt. Worauf muss man also achten, wenn man die Kleidung zusätzlich zu ihrer Schutz- Bedeckungs- und modischen Ausdrucksfunktion, noch mit Technologie verknüpfen möchte?
„Through technology the functions of clothing can be enhanced and new ones are defined.“ (Saymour 2008, 13) Die Möglichkeiten die sich durch die Funktionserweiterung und Erneuerung laut Seymour bieten, sind nahezu unbegrenzt. Grundsätzlich muss man immer an die technischen In- und Outputs des Kleidungsstückes denken. Bei den Inputs kann man generell Passive und Aktive unterscheiden. Hierzu zählt beispielsweise die Messung des Herzschlages als Passiv, und aktiver Input entsteht sobald der Träger selbst etwas – aktiv – macht, beispielsweise ein haptisches oder akustisches Feedback. Jeder Input wiederum kann zu einem beliebigen Output führen. (vgl. Seymour 2008, 12-24)
Bislang ist es üblich, dass der Output wieder an ein anderes Device gesendet wird. Wo liegen nun die Probleme, wenn man den Stoff direkt als Bildschirm verwenden möchte?
Obwohl durch Nanotechnologie und Mikrofasern schon dünne, biegsame und leitende Fäden hergestellt werden können ist nach wie vor ein großes Problem der Tragekomfort. Im Gedächtnis der Menschen ist verankert, wie sich bestimmte Textilien anfühlen, weichen die Textilien von dieser Norm ab, so verbindet man sie mit negativen Assoziationen und geht sie ab. Leichter ist es hier bei Überbekleidung, da man bei dicken, gefütterten Jacken leichter Verbindungen oder auch kleine Sensoren verstecken kann.
Wichtig ist auch eine uneingeschränkte Bewegungsfreiheit. Da in den meisten Stoffen Elastan verarbeitet ist, sind wir es gewohnt, dass wir uns auch in hautengen Jeans frei bewegen können. Ist im Geweben nun allerdings auch ein leitender Garn, so muss dieser genauso flexibel wie das restliche Material sein, um Schäden zu vermeiden. Des Weiteren müssen alle Teile auch Wasser- und Laugenresistent sein, um auch nach dem Waschen noch zu funktionieren.
Dazu kommt, dass bei viele Kleidungsstücken die Passform mit Abnähern und modischen Nähten verbessert wurde. „Designers have to pay particular attention not only to functionality, but also to form.“ (Saffer, 2007, 213) Wie auch Dan Saffer 2007 in seinem Werk „designing for interaction“ anmerkt, werden Kleidungsstücke aufgrund ihres Aussehen und ihrer Passform gekauft. Weiteres schreibt er: „And things worn on the body for long periods of time need to be durable, stylish, and unobtrusive.“ (Saffer, 2007, 213) Hier sehen wir uns mit zwei verschiedenen Problemen konfrontiert, zum Einen muss man beachten, dass die Stromkreise nicht durch Abnäher, Nähte oder spezielle Schnitteile unterbrochen werden und zum Anderen ist die Mode extrem Schnelllebig. Zeitlose Eleganz ist zwar ein geflügeltes Wort unter Modedesignern, doch nahezu unmöglich. Dennoch sollten smarte Textilien so lange wie möglich getragen werden können, da die Entsorgung und das Recyceln der verschiedenen Materialien eine weitere Herausforderung darstellen.
Dennoch lohnt es sich, weiter in diese Richtung zu recherchieren. In den nächsten Wochen werde ich einen Blick auf verschiedene Forschungsprojekte werfen und mich weiter mit der Frage beschäftigen, welche Technologien man verwenden kann, um den Stoff als Display zu verwenden.
Quellen:
Montag, 19. November: http://www.gentleman-blog.de/2010/09/23/geschichte-der-mode-1-ursprung/
Saffer, Dan: Designing for Interaction. Creating Smart Applications and Clever Devices. Berkley: New Riders 2007, 213
Seymour, Sabine: Fashionable Technology. The Intersection of Design, Fashion, Science, and Technology. Wien: Springer Verlag 2008, Seite 12-24