Daniel Kahneman schreibt in seinem Buch „Schnelles Denken, langsames Denken“ über zwei kognitive Systeme: System 1 und System 2. Dabei handelt es sich nicht um zwei Systeme im üblichen Sinne, sondern vielmehr um ein theoretisches Modell, das durch die Begriffe verständlich gemacht werden soll.
System 1 beschreibt den Modus, in dem unser Gehirn intuitiv arbeitet. Es funktioniert ähnlich wie ein Autopilot und übernimmt all jene Aufgaben, für die wir uns nicht besonders konzentrieren oder zur Rationalität zwingen müssen. System 2 hingegen ist dann aktiv, wenn wir komplexe Aufgaben lösen müssen. Also dann, wenn das System 1 keine Antwort bereitstellt. Es handelt sich dabei um die anstrengende Form des Denkens, die uns volle Aufmerksamkeit und Konzentration abverlangt.
Und auch wenn viele Menschen davon ausgehen, dass sie eher von System 2 gesteuert sind, also dem rationalen und reflektierenden System des Gehirns, so übernimmt in Wahrheit System 1 den größten Teil der Arbeit. Wir fühlen uns im System 1 weitaus wohler, jedoch sind wir dabei auch viel anfälliger für Denkfehler.
Und was hat das nun mit Design zu tun?
Ein Beispiel dafür ist Typografie. Wenn man möchte, dass die Rezipienten die Botschaft möglichst unüberlegt hinnehmen, so wäre es von Vorteil, wenn ausschließlich das System 1 arbeitet. Man sollte es ihnen so leicht wie möglich machen, in diesem Fall also auf gute Lesbarkeit achten. Denn wenn das Lesen der Schrift hohe Konzentration erfordert, wird System 2 aktiviert. Das führt dazu, dass auch der Inhalt der Botschaft mit erhöhter Aufmerksamkeit verarbeitet wird, wodurch das Gelesene eher hinterfragt wird.
Literatur:
Hofmann, Martin Ludwig: Neuro Design. Was Design und Marketing von Neurowissenschaft und Psychologie lernen können. München: Wilhelm Fink 2019.
Kahneman, Daniel: Schnelles Denken, langsames Denken. München: Pinguin Verlag 2016.
(Foto: unsplash.com / Karim Manjra)