All about paper

Wie im vorangehenden Post bereits kurz angeschnitten, trägt die Erfindung und Verbreitung der Papierherstellung maßgeblich zum Erfolg des analogen Buches bei. Erst dieses Material macht es – in Verbindung mit der Mechanisierung des Buchdrucks – möglich, Bücher in hoher Auflage zu drucken. Aber was hat es mit diesem Material auf sich?

Das Papier gibt dem Buch seine Form; die physikalischen Materialeigenschaften spielen deshalb im Entstehungsprozess eines gedruckten Buches eine große Rolle. Die Druckeigenschaften eines Papiers werden insbesondere durch folgende Merkmale beeinflusst: Gewicht, Stärke und Opazität (Durchsichtigkeit) sowie Farbe, Format, Laufrichtung* und Oberflächenbeschaffenheit. Abgesehen davon sind bei der Wahl eines Papiers auch die Saugfähigkeit oder etwa der Prozentsatz an recycelten Fasern zu beachten; auch Kostenfaktor und Verfügbarkeit können zum Ausschlusskriterium werden.

Interessant ist, dass zu Zeiten, in denen Papier noch handgeschöpft wurde, keine Standardformate existierten. Da jede Papiermühle die Siebe, mit der die nassen Papierfasern aus den Schöpfbütten gehoben wurden, selbst herstellten, gab es starke Variationen in Bezug auf Größe, Seitenproportionen und Ausführung. Erst im 19. Jahrhundert, als der gesamte Buchdruck mechanisiert wurde, begann man mit der Standardisierung der Papierformate. Während im amerikanischen und britischen Raum Papierformate in Inch bzw. Zoll angegeben wurden, diente in Europa der metrische Millimeter als Richtmaß. Breite und Höhe eines genormten ISO-Formats entsprechen dabei immer einem Verhältnis von 1:√2. Durch mittiges Falten entlang der Längskante erhält man das jeweils kleinere Format und kann so einen A0-Bogen – mit einer Fläche von genau 1m2 das Referenzformat der A-Serie – verlustfrei teilen. Die ISO-Norm (International Organization for Standardization), die weltweit für alle Papier- und Kartonqualitäten gilt, beruht auf der des Deutschen Instituts für Normung (DIN-Format), lediglich in einigen Ländern, etwa den USA, werden nach wie vor andere Papierformate verwendet.

Fig. 1.      Das Verhältnis der A-Papierformate zueinander. 

Das Flächengewicht eines Papiers, die sogenannte Grammatur, wird – mit Ausnahme der USA – in Gramm pro m2 angegeben, wobei diese Werte anhand 500 Blatt im A0-Format ermittelt werden. Auch wenn Gewicht und Stärke eines Papiers zusammenhängen, weisen schwere Papiersorten nicht unbedingt eine größere Dicke auf.

Die Oberflächeneigenschaften eines Papiers können je nach Fertigungsart von sehr glatt bis deutlich strukturiert variieren. Je mehr Walzen ein Papierbogen passiert hat, umso glatter und glänzender wird er. Je nach Bedarf können Papiere zusätzlich mit Bindemittel oder Pigmenten „gestrichen“ werden, daher unterscheidet man ungestrichene von gestrichenen Papieren.

*Anmerkung: Im Laufe des Papierherstellungsprozesses ordnen sich die schwimmenden Zellstofffasern parallel zur Papierbahn – die Laufrichtung beschreibt also jene Richtung, in der die Fasern ausgerichtet sind. Sie ist deshalb wichtig, da sich das Papier entlang der Faserrichtung leichter biegen und somit besser blättern lässt; die Laufrichtung muss bei der Buchherstellung somit immer parallel zum Buchrücken verlaufen.

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Bildquellen:

Titelbild: https://munkenworks.com/nagel-award/index.html
Fig. 1.: https://www.druckhaus-boeken.de/images/Bilder/Service/DIN.gif

Literatur:

1 Andrew Haslam: Book design. Übersetzung aus dem Englischen: Handbuch des Buches. Konzeption, Design, Herstellung. München: Stiebner Verlag. 1. Auflage. 2007. S. 191-199.

2 Evans, Poppy; Sherin, Aaris: Formate, Falzungen, Tabellen etc. Die Handwerkszeuge für Grafikdesigner. Übersetzung aus dem Amerikanischen von der MCS Schabert GmbH unter Mitarbeit von Karola Koller und Jürgen Brust. München: Stiebner Verlag. 2. erweiterte Neuauflage. 2012. S. 68-74.

3 https://www.typolexikon.de/papierformate-din-476/

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