‘‘The beautiful is that which produces effects in us that are (relatively) permanently pleasurable in revival.
The ugly, on the contrary, is that which produces effects of (relatively) permanent painfulness in revival’’ (Marshall, 1893)
Der Begriff Neuroästhetik wurde erst im 20. Jahrhundert maßgeblich geprägt. Es gibt jedoch Anhaltspunkte dafür, dass sich Wissenschaftler schon seit ca. 250 Jahren mit dem Zusammengang von Neurowissenschaften und ästhetischen Erfahrungen beschäftigen.
Burke (1757) war vor ca. 250 Jahren der Ansicht, dass ästhetischen Erfahrungen und Eindrücken der gleiche physiologische Mechanismus zu Grunde liegt, wie angenehmen und unangenehmen Emotionen. Es wurde angenommen, dass das Betrachten von schönen Objekten, Landschaften oder Menschen eine ähnliche Entspannung des Nervensystems hervorruft, wie die Emotionen Liebe oder Zärtlichkeit.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts interessierte die Forscher vor allem der Zusammenhang von Vergnügen, Schmerz und Ästhetik. Allen (1877) fasste die Erkenntnisse folgendermaßen zusammen: Das ästhetisch Schöne bietet das Maximum an Stimulation bei minimaler Ermüdung in Prozessen, die nicht lebenserhaltend sind. Das ästhetisch Hässliche gibt wenig Anregung und sorgt für übermäßige Ermüdung bestimmter Teiler der Organe.
Im 20. Jahrhundert erforschten Neuroästhetiker den Einfluss von Gehirnläsionen und anderen neurologischen Erkrankungen auf künstlerisches Schaffen. Bei dieser Arbeit ging es hauptsächlich um den Zusammenhang zwischen Aphasie und Musik, Malerei und Literatur. Da aber Veränderungen der Kunst nach Auftreten solcher Krankheiten nur in Einzelfällen beobachtet werden konnte, war es schwer Schlussvorgerungen oder Trends aus dieser Forschung zu ziehen.
Mit Ende des 20. Jahrhunderts kam die Technologie des Neuroimaging auf. Diese ermöglicht nun, eine medizinische Beobachtung und Aufzeichnung des Nervensystems einzelner Menschen unter kontrollierten Bedingungen. Anatomie und dynamische Vorgänge können somit bildhaft dargestellt werden.
Seit der Jahrtausendwende ist ein rasantes Wachstum im Forschungsgebiet der Neuroästhetik zu erkennen. Nie zuvor arbeiteten so viele Forscher an der Thematik der biologischen Fundamente von ästhetischer Erfahrung und Aktivität.
Literatur:
Skov, Martin & Nadal, Marcos: Neuroaesthetics, International Encyclopedia of the Social & Behavioral Sciences, Second Edition, 2015, 656–663
Nadal et al. (2011): Neuroaesthetics: themes from the past, current issues, and challenges for the future
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