Looking good, book!


„The most beautiful and perfect book in the world is a book with only blank pages.“

– Ulises Carrión, The New Art Of Making Books (1975).
_______________

Müsste man Bücher mit wenigen Worten beschreiben, so könnte man sie durchaus mit Attributen wie „alltäglich“ oder „selbstverständlich“ versehen. Für die meisten von uns sind sie Mittel zum Zweck: Wissensspeicher, Unterhaltungsträger. Ein analoges Massenmedium, über dem scheinbar das Damoklesschwert „Digitalisierung“ schwebt – nur allzu dramatisch wird dem gedruckten Text in unserer visuell und digital geprägten Welt das unmittelbar drohende Ende prophezeit.

Lange bevor Johannes Gutenberg mit seiner Erfindung des Buchdrucks Mediengeschichte schrieb, waren Bücher alles andere als alltäglich. Sie bildeten die Quelle des Wissens und blieben dem Klerus sowie einzelnen hochrangigen Personen vorbehalten. Sie waren handgezeichnete und -geschriebene Gesamtkunstwerke, jedes einzelne ein Unikat von unschätzbarem Wert. Durch den technischen und gesellschaftlichen Fortschritt hat sich im Laufe der Zeit nicht nur die Herstellung des Buches, sondern auch die Wahrnehmung des Menschen in Bezug auf das Medium selbst – maßgeblich und nachhaltig – verändert: vom wertvollen Gesamtkunstwerk zum konsumausgerichteten Massenmedium; das wirkt sich natürlich auch auf seine Gestaltung aus.

Interessant ist, dass (abseits der Kunst- und Designbranche) Bücher in unserer modernen Gesellschaft seltener als designte Dinge wahrgenommen werden. Die Wenigsten denken darüber nach, dass hinter jedem einzelnen Printmedium viele Arbeitsstunden stecken, die nicht in den Inhalt, sondern in die ganzheitliche Gestaltung, in Layout, Schrift- oder Papierauswahl etc. investiert worden sind. Aber auch wenn Bücher scheinbar in erster Linie nach ihrem Inneren, ihrem Inhalt bewertet werden, so trägt ihr Äußeres einen großen Anteil zum Erfolg oder Misserfolges bei – we literally do judge books by their covers.

In kommenden Beiträgen sollen Rückblicke in die Vergangenheit, Einblicke in die Gegenwart sowie Ausblicke in die Zukunft des Editorial Designs Einsicht in dieses nach wie vor wichtige und weite Gestaltungsfeld geben. Vorerst wird unter Einbezug mediengeschichtlicher Aspekte die Entstehung und Relevanz dieser Designsparte skizziert sowie verschiedenste Faktoren, die in die Gestaltung von literarischen Texten miteinfließen, im Laufe der weiteren Beiträge vorgestellt und untersucht. Um letztendlich die Frage zu klären: Was macht ein gut designtes Buch bzw. Printmedium überhaupt aus?

 


Bildquelle:
https://love-aesthetics.myshopify.com/collections/frontpage/products/blankbook
Anfangszitat:
Ulises Carrión: The New Art of Making Books. In: Kontexts. A Review of Visual / Experimental Poetry and Language Art, No. 6/7 (1975).

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

dreizehn + 3 =