Um ein gewisses Verständnis über bereits existierende Lerntheorien bzw. Paradigmen zu etablieren, werden die in Part 1 aufgeführten Theorien im Folgenden genauer untersucht.
Behaviorismus
Dabei handelt es sich um eine Weltansicht, die voraussetzt, dass eine lernende Person grundlegend passiv ist und auf umweltbeeinflussende Stimuli reagiert. Die lernende Person startet als „tabula rasa“ ohne Vorkenntnisse und das zukünftige Verhalten wird durch positive oder negative Verstärkung bzw. Konditionierung bestimmt. Sowohl positive als auch negative Konditionierung erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass ein Verhalten erneut stattfinden wird. Im Gegensatz dazu sorgt Bestrafung (sowohl positiv als auch negativ) dafür, dass die Wahrscheinlichkeit sinkt, dass eine lernende Person ein bestimmtes Verhalten erneut an den Tag legt. Positiv bedeutet in diesem Kontext die Anwendung eines Stimulus, wohingegen negativ heißt, dass ein Stimulus zurückgehalten wird.
Kognitivismus
Dieses Paradigma löste Behaviorismus in den 1960er Jahren als dominantestes ab und besagt grundsätzlich, dass die „Black Box“ des Gehirns geöffnet und verstanden werden muss. Dabei nimmt die lernende Person die Rolle eines Informationsprozessors, ähnlich einem Computer, ein. Innerhalb dieser Lerntheorie liegt der Fokus auf den gedanklichen Aktivitäten, die sich abspielen, wenn eine Person sich Wissen aneignet. Mentale Prozesse wie Denken, Erinnerungen, Wissensabrufung und Problemlösungskompetenz müssen erforscht werden. Dabei wird Wissen als ein Schema oder als symbolische und mentale Konstruktionen dargestellt. Das Lernen definiert sich daraus ableitend aus der Veränderung der gedanklichen Schemata der lernenden Person. Menschen werden nicht als „programmierte Tiere“ angesehen, die nur zu Stimuli aus der Umwelt reagieren, sondern müssen aktive Mitarbeit leisten, um zu lernen. Ihre Aktionen sind also eine Konsequenz ihrer eigenen Gedankenvorgänge. Dabei werden zwar wie beim Behaviorismus Veränderungen im Verhalten beobachtet, allerdings nur als Indikation davon, was sich im Kopf der lernenden Person abspielt. Die Metapher eines Computers lässt sich beim Kognitivismus gut anwenden:
Informationen gelangen ins Gehirn ⇒ werden dort verarbeitet und ⇒ führen zu bestimmten Ergebnissen und Resultaten.
Konstruktivismus
Bei diesem Paradigma wird Lernen als ein aktiver und konstruktiver Prozess betrachtet. Die lernende Person ist sozusagen ein „Informationskonstrukteur“, da sie aktiv ihre eigene subjektive Repräsentation der Realität erbaut bzw. kreiert und sich dabei an bereits erlerntem Wissen bedient, um daran anhängend neues zu generieren. Diese Form des Lernens basiert auf einem Prozess, der aus dem bestehenden Kontext heraus geschaffen wird. Im Gegensatz zum Behaviorismus betrachtet man bei dieser Lerntheorie eine lernende Person nicht als eine „Tabula Rasa“, sondern bezieht mit ein, dass jeder Mensch bereits Erfahrungen gesammelt hat, die oft auch eine kulturell abhängige Komponente inkludieren, sodass schlussendlich jede Person eine andere Interpretation und Konstruktion von Wissen durchlebt. Getestet wird das durch persönliche Erfahrungen und Hypothesen über die jeweilige Umgebung erlangte Wissen mittels sozialer Verhandlungen und Interaktionen mit anderen Menschen.
Quellen:
Learning Theories – https://www.learning-theories.com/, aufgerufen am 7.12.2018
Learning Theories in Plain English – https://www.learning-theories.com/product/learning-theories-in-plain-english-ebook bzw. https://de.scribd.com/document/370744027/Learning-Theories-in-Plain-English-Volume-1, aufgerufen am 7.12.2018