Unser Gehirn

Wie im letzten Beitrag erläutert, geht es im Bereich Ästhetik nicht nur um Schönheit. Ästhetik meint die Wissenschaft der sinnlichen Wahrnehmung – sowohl in negativer als auch in positiver Hinsicht. Auch wenn die Kallistik (die Lehre der schönen Dinge) nur ein Teilgebiet der Ästhetik ist, beschäftigen sich dennoch die meisten Forschungen, die Neurowissenschaften mit Ästhetik verknüpfen, mit Schönheit. Dieser und der folgende Blogbeitrag beschäftigen sich damit, wie unser Gehirn auf Schönheit reagiert. 

Um etwas besser zu verstehen, wie unser Gehirn arbeitet, hier ein grober Überblick über die Funktionsweise unseres komplexesten Organs:

Die Funktionsweise unseres Gehirns ist angepasst an seine Anatomie. Wenn wir verstehen, wie es aufgebaut ist, welche Bereiche es gibt und wie sie miteinander verbunden sind, können wir versuchen genauer zu verstehen, wie bestimmte Operationen vor sich gehen. 

Die wichtigsten Begriffe
Die Oberfläche des Gehirns nennt man Cortex. Die Rillen und Grate werden als Sulci bzw. Gyri bezeichnet. Die vier Hauptteile der Kortikalis werden Lappen genannt. Der Occipital-, Pariental-, Temporal- und der Frontallappen werden durch große Risse getrennt. Die Trennung zwischen der rechten und linken Seite nennt man interhemisphärische Spalte. Außerdem wird der Temporallappen durch die Sylvian-Spalte vom Parietallappen getrennt. Den letzten großen Teilbereich des Gehirns bildet das Kleinhirn (Cerebellum). Es ist ein separater und phylogenetisch (Phylogenese = Stammesgeschichte) alter Teil des Gehirns. Die subkortikalen Strukturen im inneren des Gehirns werden aus Klumpen von Nervenzellen gebildet. 

Um nun zu verstehen, wie das Gehirn arbeitet, ist es wichtig folgende zwei Prinzipien zu kennen: 

 1. Das Gehirn arbeitet modular. Das bedeutet, dass die Gehirnhälften spezifisch für bestimmte Aufgaben zuständig sind und diese erledigen. Hat ein Bereich seinen Teil der Arbeit erledigt, wird die Aufgabe an den Nächsten weitergegeben – das kann man sich ganz vereinfacht und schematisch vorstellen wie die Herstellung eines Produktes am Fließband.
2. Das zweite Prinzip ist jedoch, dass das Gehirn Informationen parallel und verteilt verarbeitet. Somit ist der Vergleich mit der Fließbandarbeit wieder weitestgehend hinfällig. Die Teilbereiche des Gehirns arbeiten koordiniert zusammen, auch wenn sie „weit“ voneinander entfernt sind.

Vereinfacht gesagt verfügt unser Gehirn über ein Eingabe- und ein Ausgabesystem und über Dinge, die die Informationen, die wir erhalten verarbeiten. Die Informationen nehmen wir über verschiedene Sinne wahr. Je nachdem ob wir etwas sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen kommt die Information in unterschiedlichen Bereichen des Gehirns an. Für den Bereich der Neuroästhetik ist die visuelle Wahrnehmung bislang am relevantesten. Hier spielen Emotionen und Bedeutung eine wichtige Rolle. Auf das Thema Wahrnehmung wird aber in einem der folgenden Beiträge näher eingegangen. 

Abschließend gibt es zwei große Segmente des Gehirns, die beim Menschen größer geworden sind, als bei unseren nächsten Verwandten. Der Frontal- und der Parietallappen arbeiten oft zusammen, sie haben jedoch unterschiedliche Aufgaben. Der Frontallappen spielt bei der Organisation unserer Führungsfunktion eine bedeutende Rolle. Im englischen werden diese „executive functions“ genannt, da sie der Funktion einer Führungskraft in Unternehmen ähneln. Die Aufgabe des Frontallappens ist, den anderen Bereichen mitzuteilen was zu tun ist und Pläne zu machen. Der Parietallappen hingegen ist dafür zuständig zu entscheiden, wer oder was unsere Aufmerksamkeit bekommt. 

Dieser grobe Überblick soll dabei helfen, die schematische Funktionsweise des Gehirns zu verstehen, um im Folgenden darauf einzugehen, wie das Gehirn auf bestimmte Dinge reagiert und warum.

Literatur:
Chatterjee (2014): The Aesthetic Brain. How we evolved to desire beauty and enjoy art.

Bilder:
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